SR Zeitzeugen - Renate Hessedenz beschreibt die Drahtstraße
Audio | 01.01.2004 | Dauer: 00:00:50 | SR.de - SR
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Ganz faszinierend war damals (1967, A.d.R.) noch die Drahtstraße. Die Drahtstraße war direkt neben dem Hochofen. Man musste ja Draht von Hand umwalzen. Das war glühender Draht. Die Männer haben den anfliegenden Draht mit Zangen aufgefangen, um sich selbst gedreht und in die anderen Walzgestelle eingefädelt. Das war ein faszinierendes Schauspiel in dieser Walzstraße. Der glühende Draht flog in dieser Halle rum.
Ganz gefährlich war natürlich, wenn sich ein Draht verselbständigt und der Walzer ihn nicht aufgefangen hatte. Der Draht flog dann durch die ganze Halle. Wirklich, da musste jeder in Deckung gehen. Oder es passierte, dass ein Walzer einen glühenden Draht durch die Hand bekam oder auch verletzt wurde, indem durch den Körper ein glühender Draht ging. Er musste dann ganz ruhig stehen bleiben – zu meiner Zeit kam das noch oft vor.
Meistens ist es also so gewesen, dass dann die Kameraden hin gesprungen sind und den festgehalten haben, dass er ruhig stehen blieb. Weil dieser glühende Draht, den konnte man nicht einfach so abhacken oder abstellen. Das ging unwahrscheinlich schnell. Man musste also warten, bis der glühende Draht durch war, so 200, 300 Meter Draht. Dann war diese Verletzung nicht so groß, wenn er ruhig stehen geblieben ist. Und dann hat man ihn ins Krankenhaus gebracht. Meistens war es aber so, dass der nach vier bis sechs Wochen wieder da war, wenn nicht ein ganz lebenswichtiger Körperteil oder was Inneres verletzt wurde.
Das war die Drahtstraße. Diesen Arbeitsplatz habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Da durfte man nur 20 Minuten arbeiten. Länger konnte sich der Arbeiter nicht so hoch konzentrieren. Der musste immer parat stehen. Immer den Draht mit einer Zange auffangen und in das nächste Gestell umfädeln. Das ging nicht länger als 20 Minuten. Nach 20 Minuten hatte er dann eine halbe Stunde Pause.
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