Weltmädchentag

Weltmädchentag

Audio | 11.10.2025 | Dauer: 00:04:24 | SR kultur - (c) SR

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Heute ist der Internationale Mädchentag. Seit 2011 haben die Vereinten Nationen diesen Tag eingeführt, um weltweit die Rechte von Mädchen und jungen Frauen in den Blick zu nehmen. Auf den ersten Blick klingt das fast selbstverständlich: Natürlich sollen alle – ob Jungen oder Mädchen - dieselben Chancen haben. Natürlich sollen sie sicher aufwachsen, zur Schule gehen können, ihre Talente entfalten dürfen. Aber wenn man genauer hinschaut, sieht man: Diese Selbstverständlichkeit ist in vielen Teilen der Welt noch immer keine Realität. Und auch bei uns in Deutschland ist es an vielen Stellen noch nicht selbstverständlich. Der Internationale Mädchentag erinnert an Millionen Mädchen, die keine Schule besuchen können, weil sie stattdessen früh zwangsverheiratet werden oder arbeiten müssen. Er erinnert an Mädchen, die Opfer von Gewalt, Diskriminierung oder Ausbeutung sind. Aber er erinnert auch an die Stärke und den Mut von Mädchen und jungen Frauen, die ihre Stimme erheben, die sich einsetzen für Bildung, für Gleichberechtigung, für eine bessere Zukunft. Ich denke an Gespräche mit Mädchen und jungen Frauen, denen ich in meiner Arbeit als Jugendpfarrer in eli.ja begegne. Sie erzählen von ihren Träumen: Ärztin werden, Lehrerin, Journalistin, Musikerin, Ingenieurin. Sie erzählen aber auch von den Hürden, die sie erleben: vom Druck, gut auszusehen, immer erreichbar zu sein, perfekt zu funktionieren. Sie spüren die Macht von Schönheitsidealen, die über soziale Medien ständig auf sie einwirken. Und manche sagen mir ganz ehrlich: „Manchmal fühle ich mich nicht gut genug.“ Diese Stimmen berühren mich. Sie zeigen, dass die Frage nach den Rechten von Mädchen nicht nur ein Thema in fernen Ländern ist, sondern mitten in unserer Gesellschaft thematisiert werden muss. Und dann darf ich immer wieder erleben, wie viel Energie, Kreativität und Mut in so vielen starken jungen Frauen steckt. Ich denke an Schülerinnen, die in meinem Unterricht an der Marienschule stark und selbstbewusst ihre Meinung vertreten. An Mädchen, die sich in der Kirche der Jugend eli.ja engagieren. An junge Frauen, die auf Demonstrationen ihre Stimme erheben, etwa für Klimagerechtigkeit oder gegen Rassismus. Der Internationale Mädchentag lädt mich ein, meine Haltung zu prüfen. Ich nehme wahr, dass das Geschlecht leider immer noch über so vieles im Leben entscheidet! Dies gilt auch für meine Berufsgruppe als katholischer Priester, in der ich als Mann wie selbstverständlich wirken darf. Die Botschaft des Weltmädchentages muss auch heute bei uns noch gehört werden! Auch in der Bibel gibt es viele Stellen, an denen nur die Rede von Männern ist und Frauen nicht einmal mitgezählt werden. Es gibt Erzählungen, wo es Frauen aufgrund ihres Geschlechts nicht in die Überlieferung geschafft haben. Gleichzeitig gibt es aber auch bedeutende Frauen, von denen die Bibel erzählt und ohne die unsere Geschichte mit Gott nicht möglich gewesen wäre. Ich denke an Maria, ein junges Mädchen aus Nazareth, das bereit ist, Gottes Wege mitzugehen, obwohl es ihr Leben auf den Kopf stellt. Ohne ihre Bereitschaft wäre der Heilsplan Gottes nicht aufgegangen. Ich denk aber auch an Maria von Magdala, die in der Kirchengeschichte als Sünderin bezeichnet wurde, die im Jahr 2016 aber endlich als Apostelin der Apostel einen ihr zurecht neue Ehre erhielt. Sie war die erste Person, die dem Auferstandenen am leeren Grab begegnete. Und so frage ich mich: Was ist mein Beitrag? Ja, ich kann im Kleinen anfangen. Auch wenn das lange noch nicht genug ist. Aber ich will die Schülerinnen, die ich kenne, ermutigen, für Ihre Rechte einzutreten und laut zu werden, wenn sie nicht gehört werden. Ich will auf gesellschaftlicher Ebene deutlicher eintreten für gleiche Bezahlung, für faire Bildungschancen, für Schutz vor Gewalt. Ich will in unserer Kirche die Fragen weiter stellen, wie auch wir zu mehr Gleichberechtigung gelangen. Jeder Schritt mag klein erscheinen, aber er zeigt, dass er wichtig und notwendig ist. Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar. Der Internationale Mädchentag ist für mich mehr als ein Datum im Kalender geworden. Er ist ein Spiegel: Wie gehen wir als Gesellschaft wertschätzend miteinander um? Und er ist ein Hoffnungszeichen: Denn ich glaube daran, dass alle Menschen - unabhängig von ihrem Geschlecht - mit ihrer Kraft, ihrer Sensibilität, ihrer Kreativität und ihrem Mut unsere Zukunft mitprägen müssen.

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