Das Kulturgespräch mit dem Jesuiten und Pädagogen Klaus Mertes
Podcast - Diskurs | 17.08.2024 | Dauer: 00:45:46 | SR kultur - Matthias Alexander Schmidt
Themen
Anfang 2010 melden sich einige ehemalige Schüler bei Pater Klaus Mertes, damals Rektor des Berliner Jesuiten-Gymnasiums Canisius Kolleg: In den 1970er- und 80er Jahren wurden sie dort von Jesuiten sexuell missbraucht.Das Schweigen brechenKlaus Mertes schreibt einen Brief an 600 Ehemalige der potenziell betroffenen Jahrgänge: Er möchte Ansprechbarkeit signalisieren, den Opfern danken für ihren Mut zu sprechen und dazu beitragen, das Schweigen über die systematischen, jahrelangen Übergriffe zu brechen.In der Folge melden sich Hunderte Betroffene in der katholischen Kirche und weit darüber hinaus. Zusammen mit dem Betroffenenvertreter Matthias Katsch wurde Mertes 2021 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, um ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Missbrauchs- und Vertuschungsskandals in der katholischen Kirche zu würdigen.Für eine Kultur der MenschlichkeitPater Klaus Mertes war Lehrer für Latein und katholische Religion, in Berlin und am Kolleg St. Blasien im Schwarzwald. Er ist Autor zahlreicher Bücher über Schule und Pädagogik. Im August 2024 wird der Jesuit 70 Jahre alt und im Herder-Verlag erscheint Herzensbildung Für eine Kultur der Menschlichkeit.Mertes warnt davor, unser Bildungssystem nur noch nach dem globalen Markt und den Ergebnissen der PISA-Studie auszurichten, und plädiert dafür, die christlichen Grundwerte wieder stärker in die Mitte unserer Schulen und unserer gesamten Gesellschaft zu stellen. Dazu zählen für ihn eine Wiederentdeckung der Kultur des Hörens, der Stille und des Miteinanders, was nicht nur für unsere Schulen, sondern für unsere gesamte Gesellschaft zwingend notwendig ist.